Möhre, unperfekt, perfektionismus

„Immer auf die Möhre…“ – die perfektionistische Möhre!

Mein Mann sucht sich gerade das Gemüse aus dem Kühlschrank zusammen, als ich hier am Esstisch sitze und einen Blogeintrag verfasse. So kommt es zumn wunderbaren Blogtitel „„Immer auf die Möhre…“ – die perfektionistische Möhre!“ Diesmal muss es sein, da es so ein wunderbares Beispiel ist. Haben Sie schon einmal über die perfekte Möhre nachgedacht? Die Frage und der Titel scheinen vielleicht etwas absurd, doch bei mir hat die Situation eine ganze Lawine von Gedanken ausgelöst.

Was ist Perfekt?

Die Möhre steht hier natürlich nicht nur als Symbol, denn das Perfekte wird doch so häufig gesucht. In diesem Fall ging es darum, dass die Möhre schief gewachsen war. Dabei handelt es sich um eine Möhre vom Markt – wahrscheinlich mit einem super Geschmack. Doch diese Möhre wurde wieder zurück in den Kühlschrank gelegt, da heute nur die geraden Möhren verarbeitet werden sollen. Interessant dachte ich mir, denn der Geschmack ist doch das was zählt.

Diese und andere Absurditäten passieren doch ständig. Wir möchten unsere Handlungen perfektionieren und am Besten in allem perfekt sein. Allerdings frage ich mich, weshalb das Perfekte bei uns so angesehen ist, denn etwas Perfektes hat doch keine Ecken und Kanten. Es hat nichts Besonderes. Wäre jede Möhre gerade gewachsen, hätte immer dieselbe orange Farbe, den gleichen Durchmesser und dieselbe Länge, würde das Gemüse doch langweilig ausschauen. Alles wäre gleich, zumindest äußerlich. Übertragen auf unsere Tätigkeiten, auf unser Aussehen oder unsere Darstellungen: Reden wir vom Perfektionismus, braucht es eine Norm, was perfekt ist und alles würde nach der Norm handeln. Wie möchten wir dann noch ein Individuum sein? Wie möchten wir uns da noch von einer anderen Person unterscheiden? Möchten wir wirklich mit Perfektionisten zusammen leben?

Was versteckt sich hinter dem Perfektionismus?

Nein, das kann nicht das sein, was wir mit Perfektionismus beschreiben und meinen. Vielmehr geht es doch darum, dass wir nicht anecken wollen mit Fehlern oder Dingen, hinter denen wir oder Personen, die uns wichtig sind, nicht stehen. Versuchen wir, durch Perfektion zu gefallen und uns von Kritik frei zu machen? Vielleicht auch Anerkennung zu gewinnen, da es tatsächlich nichts zu kritisieren gibt? Manchmal mag es auch Wertschätzung sein, der wir hinterher hechten. Doch was, wenn die Werte, Einstellungen oder Erfahrungen unseres Gegenübers anders ausgeprägt sind? Das was für uns perfekt ist, muss es für andere noch lange nicht sein.

Spüren Sie doch mal in sich herein: „Was ist der Grund, weshalb Sie glauben, alles perfekt machen zu wollen?“ Geben Sie sich nicht mit der ersten Antwort zufrieden, die Ihnen in den Sinn kommt, sondern fragen sie nach: „Was ist es noch?“. Wir lieben es nämlich, uns mit abrufbaren Antworten zufrieden zu geben und so nicht an den wesentlichen Kern zu kommen. Recherchieren Sie in Ihrem Innern und kommen Sie sich auf die Schliche, weshalb und vor allem welche Perfektion in Ihrem Leben so eine große Rolle spielt. Gerne unterstütze ich Sie in einem persönlichen Coaching, die wahren Hintergründe der Perfektion kennen zu lernen. Nehmen Sie Kontakt auf, und dann kann es los gehen.

Mit etwas Hartnäckigkeit erkennen Sie das, um das es Ihnen eigentlich geht und Sie können sich so Ihr Leben mit etwas mehr Toleranz leichter gestalten. Perfektion kann sehr schnell sehr langweilig sein. Also, denken Sie an die Möhre: Die Möhre, die heute wieder in den Kühlschrank wandern durfte, ist morgen und bei einem anderen Rezept sicherlich die „perfekte“ Möhre.

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